Hallstatt Friedhof -

Die Urgeschichte

Geschichte und Geschichten aus der UNESCO Welterberegion Hallstatt Dachstein Salzkammergut in Österreich.

Taufpate einer Epoche der Menschheitsgeschichte

Auf einer seiner Weltreisen hatte Oberösterreichs ehemaliger Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck dieses Erlebnis: In einem Museum in Beirut war auf einer großen Wanderkarte über die Welt im Jahr 1000 vor Christus in Mitteleuropa ein großer weißer Fleck, unterbrochen von einem einzigen Punkt: Hallstatt. "Und von dort bin i" hatte Ratzenböck gesagt. Die Folgen dieser Eingemeindung nach Hallstatt kommentierte der Landeshauptmann so "Seit i das gesagt hab, war i jemand!"

Technischer Fortschritt und hoher Kunstsinn

Die ersten Österreicher, die in die Geschichte traten, taten es gleich so kräftig, dass sie einer ganzen Kulturepoche der Menschheit ihren Namen gaben. Nach dem reichsten prähistorischen Fundort nördlich der Alpen wurde die älteste Eisenzeit (800 bis 400 vor Christus) Hallstattzeit genannt. Wirtschaftlicher Wohlstand, technischer Fortschritt und ein hoher Kunstsinn waren typisch für diese Zeit - eine Zeit, von der wir mehr als zweitausend Jahre hindurch keine Ahnung hatten. Dass Hallstatt zu so großen historischen Ehren gekommen ist, dass sich heute Wissenschafter aus Ost und West, Nord und Süd immer wieder hier treffen, um am namengebenden Fundort ihre Erfahrungen und Erkenntnisse über Hallstattzeit und Hallstattkultur auszutauschen, verdankt Österreich einem kleinen Salinenbeamten aus Hallstatt.

Er hieß Johann Georg Ramsauer, lebte von 1795 bis 1874 und hat außer ein paar Briefen nicht sehr viel hinterlassen, was uns über seine persönlichen Verhältnisse Auskunft geben könnte. 1846, also noch bevor Heinrich Schliemann Troja auszugraben begann, hat Ramsauer das urgeschichtliche Gräberfeld von Hallstatt entdeckt und in den folgenden 17 Jahren in 980 Gräbern insgesamt 19.497 Objekte ausgegraben. Nach dem Tod seiner Frau hatte Ramsauer für zwölf Kinder zu sorgen, und seine geschichtemachenden Entdeckungen änderten nichts daran, dass er für seine Familie um "hochgnädige Gewährung einer Unterstützung" bitten musste.

Bergwerksbeamter schreibt Geschichte

Dieser von Schicksalsschlägen verfolgte, trotz seiner Aufsehen erregenden Funde als Sonderling belächeltet ohne akademische und adelige Titel von der Gesellschaft nicht anerkannte und zuletzt sogar der Unterschlagung verdächtigte Mann markiert das Jahr 1 der österreichischen Geschichte. Nicht ein Staatsmann oder Heerführer, nicht ein Historiker oder Archäologe, sondern ein Bergwerksbeamter aus Hallstatt hat die ersten vierhundert Jahre der österreichischen Geschichte geschrieben und damit auch das Bild der europäischen Geschichte gründlich verändert. Die höchsten wissenschaftlichen Kapazitäten anerkennen heute Ramsauers Leistungen und kanzeln sie keineswegs als Zufallstreffer der Geschichte ab. Zu Lebzeiten Ramsauers jedoch sah die gebildete Welt das ganz anders.

Gewiss, es wurde gebührend bestaunt, was der unbekannte Laie da im Hallstätter Salzberg an schönen Waffen und Schmuckgegenständen entdeckt hatte. Von Ischl aus wurden die Grabungen besichtigt. Sogar der Kaiser und die Kaiserin fanden sich einmal zur Öffnung eines Grabes ein und ließen sich eine bronzene Rinderfigur schenken. Aber das alles wurde doch eher als schickes gesellschaftliches Ereignis betrachtet und weniger als kulturelle und wissenschaftliche Großtat. Hallstatt - was war schon dieser unscheinbare Gebirgsort in den Alpen gegen den Nimbus, den die Fundorte der antiken Hochkultur ausstrahlten?

Einer der namhaften österreichischen Prähistoriker, der Vorstand des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Karl Kromer, hat auf diese Umstände hingewiesen und auch festgestellt, dass Ramsauers gewissenhafte Aufzeichnungen die ersten Protokolle einer prähistorischen Grabung in Mitteleuropa überhaupt waren, die jedoch lange nicht jene Beachtung fanden, mit der die Berichte über Entdeckungen in Ägypten und dem Vorderen Orient verfolgt wurden.

Unerwarteter Sensationsfund

"Durch Öffnung einer Schottergrube im November 1846", brachte Johann Georg Ramsauer zu Papier, kam es "zur Entdeckung des noch unbekannten Leichenfeldes." Mit pedantischer Genauigkeit führte Ramsauer, der sich vom Bergzögling und "Büchelschreiber" zum Unterbergschaffer, Oberbergschaffer und schließlich zum Bergrat emporgearbeitet hatte, über seine Tätigkeit Buch. Er vermerkte Ort und Datum der Ausgrabung, gab jedem Grab eine Nummer, beschrieb die Fundgegenstände, die Lage und Umstände des Fundes, die Relation, in der sich Skelette und einzelne Knochen zu den Grabbeigaben befanden, registrierte die Grabestiefe. Ein zweiter Hallstätter Bergmann, Isidor Engl, fertigte Aquarelle und Skizzen von den Fundgegenständen an.

Der Prähistoriker Kromer: "Es ist erstaunlich, mit welcher Exaktheit diese beiden Männer, die doch keinerlei fachliche Vorbildung hatten, ihre Aufgabe erfüllten. Ihnen allein ist es zu verdanken, dass das Phänomen Hallstatt, wenn auch nicht ganz ohne Verluste, so doch als geschlossenes Bild der Wissenschaft unserer Tage erhalten blieb." Die erste amtliche Stelle, die sich für die aufsehenerregenden Funde interessierte, war das Museum Francisco-Carolinum (Landesmuseum) in Linz. Von dort erhielt Ramsauer Ratschläge für seine Grabungen. Vier Jahre nach der Entdeckung des Gräberfeldes wurden die Grabungen unter die wissenschaftliche Leitung des k. k. Münz- und Antikenkabinetts in Wien gestellt, das Ramsauer schließlich auch die Auslagen ersetzte - allerdings immer erst dann, wenn er einen Fundgegenstand abgeliefert hatte.

Trotz dieser halboffiziellen Unterstützung gab es kein genaues wissenschaftliches Verfahren für diese bedeutendsten Ausgrabungen auf österreichischem Boden. Viele der Skelette sind zugrunde gegangen, weil man noch nicht verstand, sie zu erhalten. Dafür verstanden Andere, die Funde wegzuschaffen. Noch im Jahr 1907 gelang es der Großherzogin Maria von Mecklenburg, in der Nähe von Ramsauers Fundplätzen den Boden durchwühlen zu lassen. Das Kaiserhaus, das die Grabungen schließlich finanzierte, sah zu, ja sogar der zuständige Musealchef musste sich von einem Lakaien der Großherzogin die Tür weisen lassen!

Seit dem Jahre 1994 ist am Hallstätter Gräberfeld wieder eine neue Grabungskampagne im Gange. Ein Archäologenteam unter der Leitung von Dr. Anton Kern vom Naturhistorischen Museum in Wien erzielt immer wieder sensationelle Ergebnisse und bringt einzigartige Funde ans Tageslicht. So auch 1999, wo unter anderem ein wertvolles Fleischmesser und ein Brandschüttungsgrab mit 21 (!) Tongefäßen entdeckt wurde...

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